Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
Der Tag des Gedenkens für die Opfer des Nationalsozialismus fand am 27. Januar 2025 statt.
Wir danken allen Teilnehmenden für das Interesse.
Über das Programm für 2026 werden wir Sie rechtzeitig an dieser Stelle informieren.
Einladung zum Gedenktag am 27. Januar 2025
Zum bundesweiten Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2025 laden wir Sie herzlich zu verschiedenen Programmpunkten in die LVR-Klinik Langenfeld ein.

Die LVR-Klinik Langenfeld war während der Zeit der „Euthanasie“-Morde des Dritten Reichs im Jahr 1941 eine sogenannte Zwischenanstalt. Hier wurden Patient*innen aus dem Rheinland gesammelt, um sie unter anderem in die frühere Tötungsanstalt Hadamar zu transportieren und dort zu ermorden.
Gemeinsam mit Ihnen möchten wir die Erinnerung an die Opfer wachhalten.
Folgende Programmpunkte bieten wir an:
10.30 Uhr | Filmvorführung & Graphic Novel (im Festsaal)13.00 Uhr | Kranzniederlegung (am Gedenkstein)
10.30 Uhr | Filmvorführung & Graphic Novel (im Festsaal)
- Um 10.30 Uhr zeigen wir den Film „Lebensunwert“, in der anhand der Geschichte von Paul Brune NS-Psychiatrie und ihre Folgen beleuchtet werden.
(Altersempfehlung: ab 12 Jahre) - Mit der anschließenden Vorstellung der Graphic Novel „… und über uns kein Himmel“ wird das Thema nochmals aus einem anderen künstlerische Zugang behandelt.
- Filmemacher Robert Krieg wird persönlich vor Ort über die Entstehungsgeschichte von Film und Buch berichten und Fragen beantworten.
Aufgrund begrenzter Platzzahl bitten wir um eine Anmeldung bis zum 20.01.2025 entweder telefonisch unter 02173 102-1015 oder per E-Mail an kommunikation.langenfeld@lvr.de.
13.00 Uhr | Kranzniederlegung (am Gedenkstein)
- Um 13.00 Uhr beginnt die Kranzniederlegung am Gedenkstein, um an die Opfer zu erinnern.
- Musikalische Begleitung durch die Musiktherapie der LVR-Klinik Langenfeld
Ende ca. 13.30 Uhr. Keine Anmeldung erforderlich.
Wir freuen uns über Ihre Teilnahme.
Über den Film

„Lebensunwert. Paul Brune. NS-Psychiatrie und ihre Folgen.“
Paul Brune hat nie aus Scham geschwiegen. Als einer der ganz Wenigen von Hunderttausenden, die nach den faschistischen Erbgesundheitsgesetzen als „lebensunwert“ eingestuft wurden, hat er um seine Rehabilitation auch öffentlich gekämpft. Mit seiner Geschichte erzählt der Film ein dunkles Kapitel der deutschen Psychiatrie, das 1945 noch lange nicht beendet war.
In einem kleinen Dorf am Randes des Sauerlandes wird Paul Brune 1935 geboren. Er ist das Kind einer außerehelichen Beziehung seiner Mutter mit einem reichen Bauern. Der betrogene Ehemann rächt sich und misshandelt Pauls Mutter schwer. Paul ist kaum ein Jahr alt, als seine Mutter diesem Schrecken ein Ende setzen will. Mit drei ihrer Kinder versucht sie sich zu ertränken. Dabei stirbt ein Sohn. Eine Tat mit schwersten Folgen in der Zeit der Nazi-Herrschaft. Für Paul Brune der Beginn eines endlosen und entsetzlichen Albtraums. Seine Mutter wird für geisteskrank erklärt und zwangssterilisiert, er selbst und seine Geschwister kommen in Waisenheime.
Als Paul Brune acht Jahre alt ist, diagnostiziert ein von der nationalsozialistischen „Rassenhygiene“ überzeugter Arzt bei ihm ererbte „Geisteskrankheit“. Paul Brune wird als „lebensunwert“ verdammt und zur Euthanasie erfasst. Nur dank seiner guten schulischen Leistungen entkommt er knapp dem Tod. Den „Idiotenanstalten“ aber, in denen auch nach dem offiziellen Euthanasiestopp 1941 weiter mit Medikamenten, Hunger und Gewalt gemordet wird, entkommt er nicht. Auch nach der Zeit des Nationalsozialismus nicht. Das Stigma des Geisteskranken verfolgt Paul Brune unerbittlich weiter. Die Nazi-Herrschaft ist zwar vorüber, aber sowohl die Vorurteile bleiben als auch die menschenverachtenden Verhältnisse in den psychiatrischen Anstalten. Bis 1957 lebt Paul Brune in Heimen und als Knecht bei „Pflegefamilien“ auf dem Land, die ihn als billige Arbeitskraft ausbeuten. Menschliche Zuneigung ist ein Fremdwort. Schließlich erreicht Paul Brune aus eigener Kraft die Aufhebung seiner Entmündigung und kämpft für das Recht, die ihm vorenthaltene Bildung nachzuholen. Dank seines eisernen Willens gelingt es ihm, Abitur zu machen und sein Studium in Germanistik und Philosophie zu Ende bringen. Lehrer werden kann er aber nicht. Immer wieder taucht die alte Irrenhausakte aus der Nazi-Zeit auf. Erst im Jahr 2003, nach fünf Petitionen, wird er als Verfolgter des Nazi-Regimes anerkannt. Kaum einem überlebenden Euthanasie-Opfer ist das gelungen. Dennoch bleiben Fragen: warum tun sich die politisch Verantwortlichen in der BRD so schwer, Nazi-Urteile aufzuheben, die auf der Ideologie der Rassenhygiene beruhten?
Dokumentarfilm von Robert Krieg und Monika Nolte (2005). 45 Min.
Über die Graphic Novel

„… und über uns kein Himmel“
Die Graphic Novel beruht auf dem authentischen, exemplarischen Fall von Paul Brune. Erzählt wird die Odyssee eines Jungen, der in der Geschichte Fritz Blume heißt, durch Heime der öffentlichen Fürsorge von 1936 bis 1953. Für das nationalsozialistische Regime waren Kinder, die in Waisenhäusern aufwuchsen, „nutzlose Esser“, die von der Gesellschaft durchgefüttert werden mussten. Sie galten als „sozial minderwertig“. Wenn ein Psychiater einen Fürsorgezögling beurteilte und in einem Gutachten für geisteskrank erklärte, konnte das einem Todesurteil gleichkommen. Wie durch ein Wunder überlebte Fritz Blume die Anstalten – im Gegensatz zu den rund 200.000 Menschen, die bis 1945 der „Rassenhygiene“ und der „Vernichtung unwerten Lebens“ zum Opfer fielen. Kriegsende und Zusammenbruch des Nazi-Regimes änderten kaum etwas an den Zuständen in den Heimen und Anstalten. Die der Zwangspsychiatrisierung Ausgelieferten hatten jenseits der Mauern keine öffentlichen Fürsprecher*innen. Fritz Blume gehört zu den wenigen, die sich nicht scheuten, das begangene Unrecht selbst öffentlich zu machen und Entschädigung zu fordern. Er verschaffte sich Gehör in einer Nachkriegsgesellschaft, die die Misshandlung „sozial Minderwertiger“ stillschweigend duldete.
Graphic Novel von Robert Krieg / Daniel Daemgen (2012). 95 Seiten.

Kontakt
LVR-Klinik Langenfeld
Kölner Str. 82
40764 Langenfeld
Telefon: 02173 102-0
E-Mail: klinik-langenfeld@lvr.de